Alte Karten und ihre virtuelle Revitalisierung

Informationssysteme und Forschungslabore im Überblick

Andreas Christoph, Frank Duehrkohp

Friedrich-Schiller-Universität Jena, Ernst-Haeckel-Haus, Jena, Deutschland,
Verbundzentrale des GBV (VZG), Digitale Bibliothek, Göttingen, Deutschland

In den letzten Jahren sind eine Vielzahl von Anwendungen zur Anzeige historischer Kartenmaterialien entstanden. Dadurch sind neue Forschungsperspektiven auf die historischen Weltansichten möglich: die Rekonstruktion von Sammlungsgeschichten, Provenienzrecherchen, die Analyse von Stilmerkmalen und die Interpretation historischer Herstellungspraktiken und -prozesse liefern wichtige Erkenntnisse über die in Bibliotheken, Archiven und Museen aufbewahrten Geographica und Cartographica.
In dem Beitrag soll ein Dienst der Verbundzentrale Göttingen des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes in Kooperation mit der Projektgruppe Kartenarchiv Plus (Jena/Halle), der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB) und der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover (GWLB) vorgestellt werden. Der Dienst fokussiert nicht auf einen bestimmten lokalen Bestand, sondern ermöglicht - angelehnt an die Funktionalitäten der Altkartendatenbank IKAR - eine übergreifende Recherche von digitalisiert vorliegenden Kartenbeständen.
Ausgerichtet auf den Bedarf der bestandshaltenden Einrichtungen und orientiert an den Perspektiven für neue Forschungsprojekte, spannt der Kartendienst ein breites Feld ab. Zudem ist im Kontext aktueller Strömungen der Digital Humanities, des Semantic Web oder von Linked Open Data ein neuartiger Zugriff auf das historische Material erforderlich. An die virtuelle Verfügbarmachung ist unmittelbar ein forschungsrelevanter Mehrwert angebunden, der Fragen der historischen Reiseforschung ebenso zu begegnen vermag, wie der Initiierung eines Crowd Research Processes (CRP).
Die Trias aus:
(1) Sammlungsforschung,
(2) virtueller Verfügbarmachung und
(3) Weiter-Entwicklung von Forschungsfragen aus Kunst- und Kulturgeschichte, Technikgeschichte und Raumwissenschaften bis hin zu Aspekten der digitalen Bildverarbeitung verhilft langfristig, historische Kartenbestände anders zu denken.